Berliner Stadtplan mit den Verwaltungsbezirksgrenzen, Sektorengrenzen, Stadtgrenzen
1960
Maßstab 1 : 30.000
Druck: August Raabe, Berlin-Neukölln
Herausgeber: Richard Schwarz Nachf. Landkartenverlag, Berlin W 30, Lützowstr. 32
Herstellungsverfahren: Mehrfarbdruck
Blattgröße: 112 cm x 84 cm
Beschreibung:
Dieser Stadtplan zeigt Berlin, mit Schwerpunkt auf den West-Bezirken, im Zustand kurz vor dem Mauerbau, also etwa um 1960/1961. Auf West-Berliner Gebiet liegen drei Flughäfen bzw. -plätze, in Tegel, Tempelhof und Gatow. Ziviler Linienflugbetrieb, auf dem Plan symbolisiert durch kleine rote Propellermaschinen, fand nur von Tempelhof und - seit kurzem - von Tegel aus statt. Der zivile Betrieb hier hatte gerade erst mit dem Umzug der französischen Gesellschaft Air France von Tempelhof nach Tegel begonnen. Dieser Umzug, dem im Lauf der 1960er Jahre weitere Gesellschaften folgten, hing mit dem zunehmenden Einsatz von Passagierjets zusammen, für die sich Tempelhof als ungeeignet erwies. Das Propellerflugzeug-Symbol (eine Boeing 377 Stratocruiser) verwendete Richard Schwarz noch bis Ende der 1960er Jahre, als bei anderen Verlagen schon längst das Düsenzeitalter begonnen hatte.
Im Gegensatz zu vielen anderen Plänen sind hier auch die westlichen Randbezirke und die westliche Stadtgrenze abgebildet. Die Grenze des Berliner Stadtgebiets ist durch eine schwarze strich-punktierte und darüber schmale unterbrochene blaue Linie markiert. Die Grenze zur sowjetischen Besatzungszone wird hingegen durch ein breites, schraffiertes blaues Band dargestellt. Im Bereich Pichelsdorf verlassen beide von Spandau nach Süden führende Straßen (Potsdamer Chaussee und Gatower Straße) für ein Stück das Berliner Stadtgebiet, weil sich die Stadtgrenze hier fast bis ans Havelufer zurückzieht ("Seeburger Zipfel"). Weiter südlich verläuft die Stadtgrenze quer über das Gelände des britischen Flugplatzes Gatow, das teils außerhalb der Stadt liegt. Britisches Interesse war es, Flugplatz und Zufahrtsstraßen vollständig unter eigener Kontrolle zu haben. Bereits im August 1945 fand also ein Interessenausgleich mit der sowjetischen Besatzungsmacht statt, in dem die Grenzen zwischen beiden Besatzungszonen korrigiert wurden, ohne aber die Stadtgrenzen zu verändern. Im Ausgleich für den "Seeburger Zipfel" und einen Teil von Groß-Glienicke, die dem Britischen Sektor zugeschlagen wurden, fiel West-Staaken in die Sowjetische Besatzungszone. Damit lagen die Straßenverbindungen nach Gatow und Kladow und der Flugplatz Gatow komplett im britischen Sektor.
Details zum Grenzverlauf zeigen die Topographischen Karten "Umgebung von Berlin" von 1945, "Spandau - Tegel - Frohnau" von 1952 und "Wannsee - Pfaueninsel" von 1955. Nähere Informationen zu dieser Grenzsituation finden Sie auch in einem Artikel im Berliner "Tagesspiegel" vom 29.08.2015.
Quellenhinweise: Original, Berliner Stadtplansammlung